In Maastricht fand der bisher größte Schritt zur europäischen Union statt, als der gleichnamige Vertrag von den Mitgliedsländern unterzeichnet und aus der Europäischen Gemeinschaft die Europäische Union wurde. Die Stadt mit seinen ca. 122‘000 Einwohner befindet sich ebenfalls inmitten des Hinterhofs vom Rechtspopulisten Geert Wilders und seiner EU-kritischen PVV.
Dass DiEM25 auf ein Spontaneous Collective in Maastricht zählen kann, ist größtenteils dem Einsatz der beiden Koordinatoren Dominik Leusder und Cihan Erkli und ihrem starken Engagement zu verdanken.
Dominik hat die Verhandlungen mit Griechenland während der Eurokrise aufmerksam verfolgt. Wie dabei mit Griechenland und seiner Bevölkerung umgegangen wurde, hat viel Frustration ausgelöst und den starken Wunsch geweckt, eine Alternative zu entwickeln. Da ist ihm noch bevor DiEM25 ins Leben gerufen wurde, Yanis‘ Buch „Mitten in der großen Krise – ein New Deal für Europa“ in die Hände geraten. Später hat er sich auf der Webseite von DiEM25 eingelesen. „Ich stellte fest, dass die Sprache so ganz anders war. Das Manifest hat es mir sehr angetan und ich wollte involviert werden. Ich spürte sowohl diese Wut als auch, dass diese Demokratie-Bewegung das Momentum auf ihrer Seite hat.“, teilte der Student in politischer Philosophie in einem Gespräch über Skype mit.
Er organisierte ein paar Treffen unter anderem zum Grundeinkommen und zum Brexit und hoffte so Leute zu finden, die ähnlich denken und empfinden. Es kamen auch mal bis zu 15 Personen, allerdings hauptsächlich internationale Studenten. „DiEM braucht eine solide Basis in Maastricht und darum wollte ich vor allem Leute finden, die in Maastricht leben und nicht nur bis zum Ende des Studiums bleiben.“, erläuterte Dominik.
Selber sein Studium abgeschlossen, wäre es nun Zeit für ihn gewesen, weiter zu ziehen. Wegen lokalen Gruppe hat er sich allerdings entschlossen, ein weiteres Jahr in Maastricht zu bleiben. Kräftig unterstütz dabei wird er von Cihan, der allerdings nach dem Putschversuch für längere Zeit in der Türkei weilte.
Maastricht ist klein uns sehr konservativ, nicht umsonst stammt Geert Wilders aus der Gegend. Bei den Begriffen ‚Revolution‘ und ‚Veränderung‘ fangen viele Maastrichter an zu lachen. In der ehemals wohlhabenden Stadt hat sich in den letzten Dekaden ein Prekariat gebildet, ungesicherte Arbeitsverhältnisse und Hoffnungslosigkeit herrschen vor. Der lokale Dialekt bildet eine zusätzliche Barriere im Kontakt mit der lokalen Bevölkerung. „Gerade das neue Prekariat und in einer solchen Region muss in unsere paneuropäische Bewegung involviert werden“, betont Dominik nachdrücklich. Es sei aber auch ein neuer demokratischer Geist zu spüren und dass letzthin an einem verregneten Sonntagvormittag 20 Personen an einem Treffen teilgenommen haben, stimmt ihn zuversichtlich.
Um die Promotion kümmert sich Dominik praktisch alleine. „Wir finanzieren alles immer noch selber, das ist manchmal ein Problem. Zwar kann man die fehlende finanzielle Mittel mit Kreativität wegmachen aber nicht immer.“
Die Gruppe arbeitet zurzeit intensiv an den Strategiepapieren, über 20 Personen schreiben mit. Es ist eine Phase, wo man direkt Einfluss nehmen kann und es bindet die Leute ein. Angesprochen auf die interne Organisation von DiEM25 meint Dominik: „es gibt ein Mindestmaß an Koordinierung aber sonst können die DSCs innerhalb des das Manifest gesetzten Rahmens frei machen, was sie wollen. Nicht alles wird von oben gesteuert, und DiEM ist sehr transparent.“
DSC Maastrichts Erfolgsrezept ist, Leute direkt anzusprechen. Auf die Menschen direkt zugehen: „He komm doch ans Treffen…“ und es nicht bei sterilen und anonymen Einladungen über soziale Netzwerke belassen.
„Wenn es hier nicht lief, hat es mich aufgemuntert, dass DiEM25 an anderen Orten Erfolg hat und neue Leute dazukommen.“, schloss er seinen Bericht. Gemeinsamkeit macht stark, ist zwar eine Binsenweisheit, es kann aber in unserer atomisierten Gesellschaft nicht schaden, daran zu erinnern.
Übersetzung von Reto Thumiger, Pressenza
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