Ich habe Bombardierung durch die NATO miterlebt. Hier sind die Fehler, die wir in der Ukraine nicht wiederholen dürfen.

Die russische Aggression gegen die Ukraine hat weitreichende Verurteilung nach sich gezogen. Doch trotz guter Absichten europäischer Bürger:innen, zu helfen, gibt es auch Fallen aus der Vergangenheit, die es zu vermeiden gilt.

Ivana Nenadović von DiEM25 erläuterte ihre Perspektive darauf, was die Welt von ihrer persönlichen Erfahrung lernen kann, da sie Parallelen zur aktuellen Situation aufweist.

Eine verstärkte Beteiligung der NATO an dem Konflikt gehört zu den populärsten Forderungen, um gegen das Vorgehen Russlands Abhilfe zu schaffen. Da Ivana Nenadović aber in den 1990er Jahren die Bombenangriffe der NATO auf das ehemalige Jugoslawien miterlebt hat, spricht sie ihre Bedenken aus.

“Ich möchte einen anderen Teil des Krieges erwähnen, der immer brutal ist und nie eine Lösung darstellt – mehr Waffen und Geschütze werden keinen Frieden bringen“, sagte sie während der DiEM25-Diskussion darüber, „Wie  der Krieg in der Ukraine beendet werden kann„.

Ivana ist auch besorgt über den gleichzeitig stattfindenden „Krieg der Worte“, der vor allem von der Linken ausgeht. Die Verachtung gegenüber der russischen Regierung sollte nicht auf die normalen russischen Bürger überschwappen.

„Auf der Linken sehe ich dieses Bedürfnis, auf der richtigen Seite der Geschichte zu stehen, diese moralische Überlegenheit, dass wir Putin verurteilen werden. Und natürlich sollten wir das tun“, sagte sie. „Aufgrund meiner Erfahrung möchte ich jedoch betonen, dass, wenn wir ‚Russland‘ oder ‚Putin‘ sagen, dies auch auf die Menschen in Russland übergreift.

„Es gibt fortschrittliche russische Menschen, die seit langem versuchen, diese Unterdrückung zu bekämpfen, so wie wir in Serbien versucht haben, [Slobodan] Milosevic zu bekämpfen, und es auch getan haben, und dann schlussendlich bombardiert wurden.

„Das ist eine große Ungerechtigkeit, von der ich Ihnen sagen kann, es wird nicht viel helfen, aber es ist etwas, das als Ungerechtigkeit wahrgenommen wird, besonders, weil diese ganze Region Osteuropas, Ex-UdSSR, Ex-Jugoslawien für unsere westlichen Freunde sehr schwer zu verstehen und zu begreifen ist.

„Und plötzlich haben wir dieses große Interesse und ‚geopolitische Wissen‘ über diese Region, das aus verschiedenen Gründen nicht wirklich existiert.“

Ivana warnt vor allem davor, sich zu weiteren Spaltungen verleiten zu lassen.

„Jede Seite wird ihren eigenen Standpunkt haben. Natürlich gibt es eine Geschichte der Unterdrückung, der Repression und der Feindschaft“, fügte sie hinzu.

„Und was wir als eine internationalistische Bewegung tun sollten, ist, die Menschen einander näher zu bringen und zu verstehen, dass Krieg nicht endet – auch wenn ich hoffe, dass er für die Ukraine und das ukrainische Volk bald zu Ende sein wird, bezweifle ich das. Und selbst wenn morgen ein Friedensabkommen unterzeichnet werden würde – Krieg lebt fort und hat seine Nachwirkungen.

„Ähnlich wie in Ex-Jugoslawien oder Serbien, welches das Erbe Jugoslawiens mit allem, was schlecht war und mit Jugoslawien zu tun hatte, trägt, wird auch das russische Volk noch sehr lange leiden, wenn Putin weg ist und seinen Platz in den Geschichtsbüchern hat.”

Aber wir müssen uns vor weiteren Spaltungen hüten, vor allem auf der linken Seite, auf der Seite, auf der die Menschen fortschrittlich oder humanitär denken. Wir müssen versuchen, nicht noch mehr Spaltungen zu schaffen, als wir leider schon haben.“

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