„Keine Klimagerechtigkeit auf besetztem Land“ („no climate justice on occupied land“) ist eine Ansage, die die herrschenden Machtstrukturen in ihren Grundfesten erschüttert. Deshalb ist es kein Wunder, dass dieser – zumindest in der westlichen Welt – neue, tiefergreifende Ansatz der Klimabewegung in Politik und medialer Öffentlichkeit so viel Entrüstung auslöst.
Der dringende Anlass ist die koloniale Unterdrückung in Palästina, und in vielerlei Hinsicht ist sie auch in Bezug auf grüne Transformation ein Scheidepunkt. Die Solidarität der Klimastreikenden mit Gaza zeigt die globalen Zusammenhänge im Widerstand gegen die Ausbeutung von Mensch und Natur. Fridays for Future Deutschland hat sich durch die Verurteilung der Palästinasolidarität bzw. ihre Diffamierung als antisemitisch international isoliert. Die Debatte in Deutschland bleibt leider meist zu selbstbezogen und schafft es deshalb nicht, die systemischen Ursachen der fortschreitenden Zerstörung unserer Lebensgrundlagen konsequent zusammenzudenken. Gemeinsame Aktionen mit Gewerkschaften sind wenigstens hier vor Ort im Kleinen ein erster Schritt.
Die Verbindung der Klimaproteste mit anderen Gerechtigkeitskämpfen und Friedensbewegungen ist die logische Konsequenz in einer Welt am Abgrund. Während es für uns in Europa zunehmend schwierig wird abzuschätzen, welche existentielle Bedrohung zuerst eintritt, sind Klimakatastrophe und Krieg für viele Menschen weltweit schon lange Realität. Und sie sind vor allem engmaschig miteinander verknüpft in einem kapitalistischen Wirtschaftssystem, das sich weiterhin aus kolonialen Strukturen speist.
Die Macht transnationaler Konzerne über Rohstoffabbau und Landwirtschaft zerstört nicht nur die Umwelt, sondern trägt auch maßgeblich zu Kriegen und Menschenrechtsverletzungen bei. Ohne ein Ende der ausbeuterischen Praktiken – sei es in Kobaltminen im Kongo oder Landnahme durch die Agrarindustrie im Amazonasgebiet – kann es keinen grünen Wandel geben. Um uns mit dem Thema auseinanderzusetzen, reicht schon ein Blick über die Berliner Stadtgrenze zu den Tesla-Werken in Brandenburg.
„No climate justice on occupied land” steht für viel mehr als Solidarität mit Palästina. Es benennt die Hauptursache der Klimakatastrophe, nämlich die verantwortungslose und oft menschenverachtende Kontrolle der Wenigen über Land, Menschen und unser Gemeingut. Palästina erlebt das in seiner erschreckendsten Form. Deshalb sehen viele, insbesondere im Globalen Süden, den Völkermord in Gaza und die gewaltsame Unterdrückung und Vertreibung der Palästinenser:innen im Westjordanland abgesehen von ihrer Solidarität auch als einen dystopischen Ausblick auf ihre eigene Zukunft.
Am 31. Mai ist Klimastreik. No climate justice on occupied land!
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