Am Wochenende vom 12.4.2025 war ich Teilnehmerin auf der Demo vom Bündnis Freiräumen in München – und es war eine dieser Aktionen, bei denen man hinterher das Gefühl hat: Das war wichtig! Ich bin sehr froh, ein Teil davon gewesen zu sein. Vor allem zwei der Bündnisforderungen haben mich besonders motiviert auf die Straße zu gehen: „Beendigung von jedem Leerstand“ & „Wohnen zuerst!“
Das Bündnis Freiräumen ist ein Zusammenschluss aus Gruppen, Kollektiven und Einzelpersonen, die sich für etwas einsetzen, das in München mittlerweile zur Seltenheit geworden ist: echte Freiräume. Orte, die nicht kommerzialisiert sind, die Platz für Begegnung und politische Auseinandersetzung bieten – ohne Konsumzwang sowie für Räume, die als Wohnraum und nicht als Spekulationsobjekt dienen.

Die Demo – Laut und entschlossen
Schon beim sonnigen Start auf dem Gärtnerplatz war klar: Hier sind nicht nur politisch motivierte Leute unterwegs, sondern auch viele, die mit Humor und mit dem Herz am richtigen Fleck agieren. Auch Menschen mit Frust darüber, wie wenig Spielraum diese Stadt oft bietet und die dagegenhalten. Viele Kollektive waren beteiligt, so auch „Abbrechen Abbrechen“, die sich als Gruppe gegen den Abriss bestehender Leerstände einsetzen.
Alle gemeinsam sind wir vom Gärtnerplatz aus, über die Fraunhoferstrasse bis zur bekannten Oktoberfest-Festwiese mit 3 DJ-Gruppen auf verschiedenen Wägen losgezogen, haben immer an leerstehenden Gebäuden Halt gemacht und Hintergrundinformationen zu den ausgewählten Leerständen kommuniziert. Dabei war konkret vor jenen Leerstandsgebäuden spürbar wie angespannt die polizeiliche Begleitung war, die wohl mit Hausbesetzungen gerechnet hatte und extra dafür Polizisten vor die Eingangsbereiche der Leerstände abgestellt hatte.
Doch was wir wollen, ist die Situation der Leerstände in einer Stadt mit akutem Platzmangel für Kultur, Soziales und gemeinschaftliches Leben anzuprangern. Dass solche Gebäude ungenutzt herumstehen, während Gruppen verzweifelt nach bezahlbaren Räumen suchen, ist nicht nur ein Skandal – es ist ein Symptom eines systemischen Problems.
Warum diese Demo gegen Leerstand wichtig ist
Mein Eindruck ist, dass wir speziell für Benachteiligte und durch u.a. Diskriminierung betroffene Menschen Räume fordern müssen. Ob es um steigende Mieten geht, die Privatisierung öffentlicher Flächen oder den Verlust von Orten, an denen man einfach sein kann – es braucht Widerstand. Diese Demo war ein Zeichen dafür, dass wir viele sind. Und dass wir uns nicht mit der derzeitigen Entwicklung abfinden werden.
Fazit
Für mich war es mehr als nur ein Protest – es war ein Moment von Gemeinschaft und auch von ganz konkreter Handlung. Es war ein Tag, an dem ich gesehen habe: Da ist eine Bewegung, die nicht locker lässt und die München ein bisschen gerechter machen will.
Ich bin froh, dabei gewesen zu sein. Und ich werde bei nächster Gelegenheit wieder aktiv!
Berichterstatterin und Demo-Fahrzeug-Fahrerin
Ramona Rösch aus München
REDETEXT
12.04.2025
Wir stehen hier, weil wir alle betroffen sind! Massiver Büroleerstand überall! Tausende Menschen suchen Wohnraum und wir lassen Bürogebäude leer stehen. Das sind Gebäude, die gut in Schuss sind. Es gibt zahlreiche Münchner*innen, die keine passende Wohnung finden – Büroflächen in Wohnungen und Kulturflächen umzuwandeln, wäre ein Schritt zur Lösung – mehr Nachhaltigkeit und sozialer Gerechtigkeit. Warum immer noch Gebäude bauen, wenn wir vorhandene Ressourcen nutzen können?
München hat da eine Vorschrift: „Mit einer Geldbuße bis zu 500.000 Euro kann bei Zweckentfremdung bestraft werden, wer Wohnraum für andere als Wohnzwecke nutzt.“ Das ist sinnvoll – ABER, hier kommt der Witz: Bei Wohnungen, die drei Monate leer stehen, wird das als „Zweckentfremdung“ gewertet – bei Büroflächen, die Jahre lang leer stehen? Da guckt keiner hin!
Zahlreiche bekannte Bürogebäude wie das alte Siemens-Gebäude, das ehemalige Telekom-Gebäude, oder ganze Ecken in der Parkstadt Schwabing stehen jahrelang leer. Gleichzeitig können immer weniger Menschen überhaupt noch Wohnraum finden.
Es gibt in München tausende von leeren Büroflächen, die sich problemlos nutzen ließen. Nicht nur, um den Wohnungsmarkt zu entlasten, sondern auch, um Kultur und soziale Vielfalt reinzubringen.
Ist der Leerstand im Büro ein Aufreger-Thema bei der Stadt? Nein. Die Lokalbaukommission und Stadtverwaltung – die führen nicht einmal eine Statistik zu leerstehenden Büroflächen. Das heißt sie wissen gar nicht genau wo was leer steht und wie lange schon. Warum auch? Es ist ja nicht so, als wären 2 Millionen Quadratmeter leerer Bürofläche ein ernstes Thema. Ein bisschen wie der Elefant im Raum, den keiner sehen will.
Das ist kein Spaß! 2 Millionen Quadratmeter Bürofläche allein in München – leer, Tendenz steigend! Und was wird dagegen getan? Nichts! Es werden sogar weitere Großbüros wie an der DHL-Posthalle in München geplant!
Beispielrechnung: Wenn wir nur jedes zweite leere Büro in Wohnungen umwandeln – und das ist realistisch – könnten wir für mehr als 23.000 Menschen Wohnraum schaffen. Und wisst ihr, wie viele Menschen momentan in München auf Sozialwohnungen warten? Genau, 23.000! Diese Gebäude stehen bereits, fast bezugsfertig.
Der Berufsverband der Architekten ist auch überzeugt, dass wir das schnell und problemlos hinbekommen – er hat extra ein Handbuch rausgebracht. Das bringt uns gleich zur nächstenFrage: Wenn das alle für eine so tolle Idee halten, warum passiert dann nichts? Warum werden diese Gebäude nicht endlich umgebaut? Ich kann Euch sagen warum: Weil es immer noch ein Geschäftsmodell ist mit Büroflächen doppelt so viel Miete zu nehmen. Weil es immer noch ein Geschäftsmodell ist „Serviced Appartements“ an Stellen zu bauen, wo eigentlich sozialer Wohnraum hingehört, weil man damit knapp dreimal mehr Miete/ pro Quadratmeter nehmen kann.
Es ist an der Zeit, den Druck zu erhöhen und die Beteiligten an einen Tisch zu bringen: Lokalbaukommission, Behörden, Sozialreferat, Stadtplanung und Eigentümer*innen. Büroflächen dürfen nicht als Finanzanlage gelten, auf Ewig leer stehen, während bezahlbarer Wohnraum fehlt.
Es gibt Hunderte von Gebäuden in München, die super an die städtische Infrastruktur angebunden sind. Alles, was fehlt, sind ein bisschen politischer Wille und der Mut etwas zu wagen.
Wenn München sozial und nachhaltig sein will, müssen leerstehende Gebäude sofort zu Wohnraum werden. Lasst uns handeln, damit München ein Zuhause für alle ist. Auf geht`s München!
Danke.
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