Stellungnahme von MERA25 Bremen zur tödlichen Polizeigewalt in Oldenburg

Wir stehen in Trauer und Solidarität an der Seite der Angehörigen von Lorenz und allen Opfern von Polizeigewalt. Wir verurteilen die tödlichen Schüsse der Polizei auf einen 21-jährigen jungen Mann in Oldenburg am vergangenen Wochenende aufs Schärfste. Dieser Vorfall stellt einen weiteren tragischen Höhepunkt staatlicher Gewaltanwendung dar, die insbesondere marginalisierte und rassifizierte Menschen in Deutschland betrifft.

Nach Zeugenaussagen kam es vor einer Diskothek zu einer Auseinandersetzung, weil dem jungen Mann – einem afrodeutschen jungen Mann – aufgrund seiner Kleidung der Zutritt verwehrt wurde. Es kam offenbar zum Einsatz von Pfefferspray, woraufhin der junge Mann flüchtete. In einer ruhigen Ecke der Innenstadt wurde er von mehreren Polizeikräften gestellt. Laut Augenzeugen wurde er zuerst in den Bauch geschossen, drehte sich um und flüchtete weiter, woraufhin weitere Schüsse in seinen Rücken abgefeuert wurden – insgesamt sollen bis zu sechs Schüsse gefallen sein. Im Krankenhaus erlag er den Schussverletzungen.

Die Obduktionsergebnisse deuten darauf hin, dass er zuerst in den Oberschenkel geschossen wurde und dann drei Kugeln von hinten in seine Hüfte, seinen Oberkörper und seinen Kopf einschlugen.

Demgegenüber suggerieren erste Medienberichte einen nahezu „notwendigen“ Schusswaffeneinsatz und übernehmen vorrangig die Perspektive der Polizei – während kritische Fragen zur Verhältnismäßigkeit, zur Eskalation durch die Einsatzkräfte selbst, und zur Rolle von Rassismus ausgeblendet bleiben.

„Es ist unerträglich, dass Menschen immer wieder Opfer oftmals tödlicher Polizeigewalt werden – insbesondere jene, die von Racial Profiling betroffen sind, sei es aufgrund ihrer Hautfarbe, ihres Namens oder vermuteter Herkunft. Wir stehen solidarisch mit der Familie des Opfers und mit allen, die sich gegen diese Form staatlicher Brutalität wehren. Gerechtigkeit bedeutet nicht nur Aufklärung – sondern auch echte Veränderung.“ – Emilia Pramova, Vorstandsmitglied MERA25 Bremen

Wir stellen fest: Der Einsatz tödlicher Gewalt als Reaktion auf den Gebrauch von Pfefferspray ist absolut unverhältnismäßig. Bereits der erste Schuss war eine unverhältnismäßige Eskalation. Die weiteren Schüsse in den Rücken eines fliehenden Menschen werfen schwerwiegende Fragen auf: Warum wurde mehrfach geschossen? Warum wurde nicht deeskaliert?

Als MERA25 Bremen fordern wir:

  1. Eine vollständige, gerechte und vor allem unabhängige Untersuchung des Vorfalls.
  2. Die lückenlose juristische Aufarbeitung und angemessene Anklagen gegen die beteiligten Beamten.
  3. Eine umfassende Überprüfung der Ausbildung und Trainingsinhalte der Polizei mit Fokus auf Antirassismus, Deeskalation und dem Abbau struktureller Gewalt.
  4. Eine kritische Neubewertung der Forderungen nach flächendeckender Einführung von Tasern als Lösungsansatz. Studien und Erfahrungen aus den USA zeigen, dass auch diese vermeintlich „nicht-tödlichen“ Waffen im Kontext rassistisch geprägter Polizeigewalt gefährlich und tödlich sein können – besonders, wenn ihre Harmlosigkeit fälschlicherweise angenommen wird.

Diese Tötung hätte verhindert werden können und müssen – sie muss Konsequenzen haben, sowohl individuell als auch strukturell, denn: die Mär vom “Einzelfall” muss endlich eine Ende haben!

 

 

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