Das Verhalten großer Konzerne gegenüber Gewerkschaften unterstreicht die Notwendigkeit von Organisierung

Während Unternehmen wie Amazon und Starbucks ihr Bestes tun, um Arbeitnehmerrechte zu beschneiden, bietet das Green Jobs Collective von DiEM25 eine Plattform für die dringend benötigte Einigkeit und Diskussion unter den Arbeitnehmer:innen.

Im gegenwärtigen Klima wirtschaftlicher Unsicherheit, das durch jahrelange Sparmaßnahmen von Unternehmen und Regierungen im Anschluss an die globale Finanzkrise vor mehr als zehn Jahren und in jüngster Zeit durch COVID-19 und den derzeitigen dramatischen Anstieg der Lebenshaltungskosten entstanden ist, äußern viele Arbeitnehmer ihre Besorgnis über die Arbeitsbedingungen und darüber, dass sie nicht genug Geld erhalten, um ihre Grundbedürfnisse zu befriedigen. Die Öffentlichkeit wurde durch Berichte darauf aufmerksam gemacht, dass beispielsweise Amazon für unsichere Arbeitsbedingungen und unfaire Behandlung seiner Beschäftigten verantwortlich ist.

In einem Bericht des Trades Union Congress (TUC) wurde dargelegt, dass „zermürbende Bedingungen, unrealistische Produktivitätsziele, Überwachung, Scheinselbstständigkeit und die Weigerung, Gewerkschaften anzuerkennen oder mit ihnen zusammenzuarbeiten, wenn sie nicht dazu gezwungen werden“, offenbar ein Merkmal der Arbeitsweise von Amazon sind. Als Beispiel wird angeführt, dass das Unternehmen gezwungen war, den Mindestlohn auf 15 Dollar pro Stunde zu erhöhen, die „Bonuszahlungen“ (Weihnachtsgeld, usw.) dann aber gekürzt wurden.

Die Reaktion vieler Arbeitnehmer:innen bestand darin, sich dagegen zu wehren, indem sie versuchten, innerhalb des Unternehmens Gewerkschaften zu gründen, und zwar nicht nur bei Amazon, sondern auch bei Starbucks – mit Erfolg. Dies gilt insbesondere für die USA, wo eine neue Gewerkschaft, Starbucks Workers United, an 177 Standorten in 30 Bundesstaaten die Abstimmung für eine gewerkschaftliche Organisierung gewann. Einer der Beschäftigten begrüßte diese Nachricht mit den Worten: „Wir wissen bereits, was die Macht der Zusammenarbeit bedeutet“.

Unternehmen wie Amazon versuchen, sich gegen diese wiederbelebte Militanz zu wehren, indem sie klar machen, dass sie die Arbeitnehmer:innen stärker kontrollieren wollen, damit die Unternehmensleitung weiterhin unrealistische und körperverletzende Produktivitätsziele und eine aufdringliche Überwachung der Arbeitnehmer:innen durchsetzen und sie wie Wegwerfartikel behandeln kann. Die Beschäftigten haben jedoch gezeigt, dass sie dies nicht einfach so hinnehmen, indem sie an Amazon-Standorten in Deutschland, Frankreich und Italien streikten und am „Make Amazon Pay Day“ in sechs Kontinenten Solidaritätsaktionen durchführten.

Dies scheint die wachsende Bereitschaft der Arbeitnehmer:innen widerzuspiegeln, sich nicht nur zusammenzuschließen, um ihre Löhne und Arbeitsbedingungen zu verbessern, sondern auch die Macht zu erkennen, die darin liegt, sich zusammenzuschließen, um ein kollektives Mitspracherecht bei der täglichen Führung des Unternehmens zu haben, in dem sie ihren Lebensunterhalt verdienen. Die milliardenschweren Vorstandsvorsitzenden dieser großen Konzerne werden dadurch verunsichert. Howard Schultz, der Berichten zufolge zu Starbucks zurückgekehrt ist, um eine gewerkschaftliche Organisierung der Beschäftigten zu verhindern, bezeichnete die Gewerkschaften als „eine äußere Kraft, die verzweifelt versucht, unser Unternehmen zu stören“.

Ein Gewerkschaftsvertreter, der über den „gewerkschaftsfeindlichen“ Ruf von Amazon besorgt war, als das Unternehmen sein erstes „Fulfillment Center“ in Dublin eröffnete, forderte das Unternehmen auf, „positiv mit Arbeitnehmer:innen umzugehen, die sich in einer Gewerkschaft organisieren“. Die Geschäftsleitung von Amazon antwortete daraufhin, dass sie „direkte Beziehungen zwischen Managern und Arbeitnehmer:innen“ bevorzuge, da so die Stimme der Arbeitnehmer:innen gehört werden könne. Diese Antwort wirft Fragen für die Arbeitnehmer:innen auf, die nicht nur angehört werden wollen, wenn ihre „Stimme gehört wird“, sondern auch in der Lage sein wollen, gemeinsam Entscheidungen über ihre Arbeitsbedingungen und das Funktionieren des Unternehmens zu treffen.

In den USA hat die Starbucks-Hierarchie versucht, dieses Gefühl der Solidarität zu stören, indem sie Teambesprechungen der Geschäftsführung mit jeweils einem einzelnen Beschäftigten durchführte. Sie taten dies, nachdem es ihnen nicht gelungen war, den Drang nach gewerkschaftlicher Organisierung in Sitzungen mit Gruppen von Arbeitnehmer:innen zu stoppen. Diese Isolationstaktik des „gewerkschaftsfeindlichen Playbooks“ zur Aufteilung und Herrschaft (divide et impera) ging auch bei Starbucks nach hinten los. Als ein Manager damit drohte, dass er einem Arbeitnehmer in der Filiale bei Bedarf nicht die nötige praktische Unterstützung geben würde, wenn dieser einer Gewerkschaft beiträte, antwortete der Arbeitnehmer, dass dieser „Laden von den Arbeitenden selbst ohne Manager geführt werden könnte“.

Deuten diese Entwicklungen auf den Wunsch von immer mehr Arbeitnehmer:innen nach einer Art „Demokratie am Arbeitsplatz“ hin? In dem politischen Dokument „Roadmap für Europas sozial-ökologische Wende“ (Green New Deal für Europa) von DiEM25 werden wichtige Veränderungen vorgeschlagen, um die drei sich überschneidenden Krisen zu bewältigen, denen die Menschen in Bezug auf Umwelt, Wirtschaft und Demokratie ausgesetzt sind. Dazu gehört auch die Frage, wie man „Arbeitnehmer:innen und Gemeinschaften die demokratische Kontrolle über ihre Arbeitsplätze“ ermöglicht. Die Checkliste des Green New Deal für Europa für Grüne Öffentliche Investitionen (GIN) empfiehlt, „die Entstehung von Demokratie am Arbeitsplatz auf dem gesamten Kontinent zu unterstützen, wobei der Schwerpunkt der Investitionen auf Arbeitnehmer:innenkooperativen und gemeinschaftsgeführten Projekten in kommunaler oder lokaler Trägerschaft liegt“.

DiEM25’s Green Jobs Kollektiv

Einige DiEM25-Mitglieder, die sich dafür interessierten, wie diese vorgeschlagene Demokratie für Arbeitnehmer:innen realisiert werden und zur Lösung der Krisen beitragen könnte, schlossen sich im Green Jobs Kollektiv zusammen.

In unserem Kollektiv haben wir an einem Diskussionspapier gearbeitet, das wir „DiEM Jobs“ genannt haben. Dieses Dokument enthält Maßnahmenvorschläge, die unserer Meinung nach dazu beitragen werden, eine Gesellschaft zu schaffen, in der die abhängig Beschäftigten kollektiv ein echtes Mitspracherecht und einen demokratischen Einfluss darauf haben, wie ihre Unternehmen im Interesse des Wohlergehens der Menschen und des Planeten arbeiten und geführt werden. Es geht nicht darum, riesige Geldsummen für die Bereicherung einer kleinen Anzahl von Einzelpersonen zu generieren, wie es derzeit der Fall ist. Zu diesen Maßnahmen gehört das betriebliche Stimmrecht, bei dem alle wichtigen Entscheidungen auf demokratische Weise getroffen werden, wobei jede:r Arbeitnehmer:in einen einzigen gleichen Anteil an der Organisation besitzt und eine Stimme hat. Diese Arbeit unseres Kollektivs wird in den kommenden Monaten fortgesetzt, und wir ermutigen die Mitglieder und Freunde von DiEM25, sich uns anzuschließen und an der Entwicklung mitzuwirken.

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