"Ratten" in Europa: Wir verurteilen jede Form von Antisemitismus!

„Wörter können wie eine geringe Dosis Arsen sein: man schluckt sie ohne es zu wissen, sie scheinen keinen Effekt zu haben, und nach kurzer Zeit setzt dann doch die giftige Reaktion ein.“
Victor Klemperer, LTI – Lingua Tertii Imperii, 1947

Sobald Menschen als Ratten dargestellt werden, die Krankheiten mit sich bringen und die Ressourcen der lokalen Bevölkerung verschlingen, können wir sicher sein, dass Antisemitismus und die Sprache der nationalsozialistischen Hass-Propaganda hinter der nächsten Ecke lauert.
Schon vor der Machtergreifung der Nationalsozialisten war “Ratten” eine häufige Beschreibung von Juden (und anderen angeblich unzivilisierten und parasitären Völkern wie den Roma oder Schwulen). Diese Propaganda erreichte mit dem antijüdischen Nazi-Film “Der Ewige Jude” von 1940 einen ideologischen Höhepunkt und diente als Rechtfertigung für die “Endlösung” – mit schrecklichen Folgen, nicht nur für das jüdische Volk, sondern für ganz Europa.
Just Ostern 2019 hat der stellvertretende Bürgermeister von Adolf Hitlers Heimatstadt, Braunau am Inn, in einer Lokalzeitung ein Gedicht unter dem Titel “Die Stadtratte” veröffentlicht. Es war sicherlich nicht die naive Wortwahl eines schlechten Dichters, der hier Migranten mit “Ratten” verglich.
Obwohl Christian Schilcher (FPÖ) als stellvertretender Bürgermeister zurücktrat und Österreichs Kanzler Sebastian Kurz die Freiheitspartei – mit der sich seine eigene Volkspartei in einer Koalition befindet – aufforderte, sich von dem “abscheulichen” Gedicht zu distanzieren, sind wir besorgt, dass dieser Fall eines schlechten und finsteren Dichters aus Adolf Hitlers Heimatstadt nicht nur ein Einzelfall von Antisemitismus im heutigen Europa ist. Es ist die Spitze eines Eisbergs aus angestautem Hass auf die “Anderen”, egal ob es sich um Juden oder Muslime, Migranten oder Flüchtlinge handelt.
Die sich verschärfende Krise der europäischen Volkswirtschaften und Gesellschaften wird, anstatt sie der Unfähigkeiten des europäischen Establishments anzulasten, mal wieder den Migranten aufgebürdet.
Aber lassen wir uns nicht täuschen: Es war die Regierung von Sebastian Kurz, die während der Balkan-Fluchtbewegung die Grenzen geschlossen und die Voraussetzungen für die Veröffentlichung solcher “Ratten”-Gedichte geschaffen hat.
Es reicht nicht aus, sich nur vom Antisemitismus zu distanzieren. Wir müssen eine Gesellschaft aufbauen, in der schlechte Dichter, die Migranten mit “Ratten” vergleichen, nur das bleiben – schlechte Dichter, die dazu bestimmt sind, vergessen zu werden, und nicht Politiker, die eine Partei vertreten, die Koalitionspartner der größten Partei Österreichs ist.
Bei DiEM25 wissen wir sehr wohl, dass Sprache nie einfach nur Sprache ist, sondern dass Wörter, so wie es der große deutsche Autor und Linguist jüdischer Abstammung, Victor Klemperer sagte, “wie winzige Arsendosen” sein können, die den Nährboden für Konzentrationslager bereiten können
Keywords: Antisemitismus, Israel

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